Der Einsatz von FME bei Ärzte ohne Grenzen
Die unabhängige Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen schafft einen fairen Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten, leistet medizinische Nothilfe bei Krieg, Flucht und Naturkatastrophen und macht humanitäre Krisen sichtbar. Geodaten spielen hierbei eine wichtige Rolle.
Ärzte ohne Grenzen wurde 1971 gegründet und ist mittlerweile in über 70 Ländern aktiv. Die unabhängige Organisation für medizinische Nothilfe unterstützt Menschen, die von Konflikten, Epidemien, Naturkatastrophen und anderen humanitären Krisen betroffen sind und keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben.
Neben Unparteilichkeit, Transparenz und Neutralität im Handeln ist auch das Aufzeigen von Missständen ein zentrales Prinzip in jedem Einsatz der Organisation. Relevante Geodaten sind aber auch für die Planung der Einsätze essenziell, wie Leslie Jessen im Rahmen der Veranstaltung axmann live 2024 in einem sehr interessanten Vortrag berichtet. Sie ist Teil des GIS-Teams innerhalb der Organisation Ärzte ohne Grenzen.
(Geo)Daten für Dokumentation und Planung
Daten – insbesondere Geodaten – sind für Hilfseinsätze entscheidend, da sie genaue Informationen über betroffene Gebiete liefern. Sie unterstützen Ersthelfer:innen, schnelle und effiziente Entscheidungen zu treffen, die richtigen Orte zu erreichen und Ressourcen optimal zu verteilen. Ohne präzise Karten fehlen wichtige Informationen, was die Rettungs- und Hilfsmaßnahmen stark beeinträchtigen kann.
Die GIS-Expert:innen innerhalb von Ärzte ohne Grenzen unterstützen Einsätze weltweit. Die Visualisierung und Analyse von Geodaten ermöglicht ein besseres Verständnis des Kontexts und erleichtert die Planung, Durchführung und Überwachung von Aktivitäten sowie die Berichterstattung. Dies fördert fundierte Entscheidungen sowohl bei Hilfsprojekten als auch in akuten Krisensituationen.
Das GIS-Team arbeitet oft mit offenen und frei verfügbaren Daten. Diese werden recherchiert und wenn möglich in automatisierten Prozessen, wie zum Beispiel mit FME, transformiert und den Teams vor Ort zur Verfügung gestellt. Auch Datenüberprüfung und Qualitätskontrolle zählen zu den Aufgaben der Datenexpert:innen.
Projekt “Missing Maps”
Leslie Jessen ist in ihrer Präsentation in anschaulicher Weise auf ein Beispielprojekt eingegangen: Ein Konflikt in der DRC (DRC = Demokratische Republik Kongo) zwingt Menschen seit Jahren dazu, ihre Häuser zu verlassen. Am Stadtrand Gomas entstanden mehrere Lager, in dem die Menschen Zuflucht fanden. Im Februar 2024 beherbergte dieses Lager bereits unglaubliche 95.000 Menschen und die Zahlen steigen weiter an. Die Menschen brauchen dringend Unterkünfte, Nahrung, sanitäre Einrichtungen und Wasser. Das Problem ist, dass viele betroffene Orte auf frei zugänglichen Karten fehlen, was Ersthelfer:innen wichtige Informationen vorenthält.
"Missing Maps" ist ein offenes Projekt, bei dem jeder helfen kann, solche Gebiete zu kartieren, um humanitäre Organisationen zu unterstützen: Freiwillige digitalisieren Satellitenbilder im Humanitarian OpenStreetMap Tasking Manager, Anwender:innen vor Ort fügen lokale Details wie Nachbarschaften oder Straßennamen hinzu und humanitäre Organisation können diese Karten in Folge für ihre Arbeit nutzen. Diese Daten sind entscheidend, um schnell Hilfe leisten zu können und beispielsweise die Versorgung mit sauberem Wasser effizient zu planen.
© MSF, OSM Contributors, Missing Maps | Mapping Projekt for Rusayo III in 2024
Dieser Vorher-Nachher-Vergleich eines Mapathons für Rusayo III, am Stadrand Gomas, zeigt den für Hilfsorganisationen so wichtigen Fortschritt. Inzwischen ist die Karte weiter gewachsen – den aktuellen Stand kann man hier nachverfolgen: Rusayo 3 | OpenStreetMap
Erst vor kurzem hat Leslie Jessen für einen weiteren Goma Mapathon wieder FME als Grundlage zur Bildverarbeitung genutzt.
Mit dem Humanitarian OpenStreetMap Tasking Manager können Sie jederzeit ein ähnliches Projekt finden und gleich mitkartieren: https://tasks.hotosm.org/.